Direkt zum Inhalt

Blendle - Das iTunes des Journalismus?

von Oliver Chaudhuri – 01. April 2014

 

Und mit iTunes und der dazugehörigen Hardware ein Modell erfand, das Nutzer wieder dazu bewegte, für digitale Inhalte zu bezahlen … Ähnlich verhalten sich bis heute die Verleger renommierter Zeitungen und Magazine. Nun aber hat ein niederländisches Start-up eine App für Nachrichten und journalistische Inhalte programmiert, die ähnlich Furore machen könnte: Blendle.

Wie sieht denn die Realität heute aus, wenn eine Kommunikationsabteilung bzw. Agentur bereit ist, für News-Content zu bezahlen oder für den Vorstand kurzfristig ein vorzeigbares Media-Dossier erstellen will? Ist Nutzerfreundlichkeit Trumpf? Erhält der Nutzer passgenaue Angebote? Integrieren die Lösungen am Markt konsequent die positiven Funktionen/Mechanismen des Social Web?

Pustekuchen! Zwar gibt es auch heute noch die berühmt berüchtigten Pressespiegel oder der geneigte Nutzer begibt sich manuell auf die Suche in einer Datenbank wie genios. Die Artikel landen aber nur mit Zeitverzögerung und nachträglich im E-Mail-Postfach – als triste, textlastige Ergebnis-PDF statt multimedial aufbereitet (zugegeben: hier toben weiter Kriege um Lizenzen, Urheberrechte etc.)… An die digitalen Angebote der Verlage und ihrer Erzeugnisse selbst zu gelangen, ist häufig noch herausfordernder – denn der Kauf von E-Paper und Co. ist eine nervige Prozedur:

  • Aufwändiges Registrieren in einem Online-Kiosk oder auf der jeweiligen Website des Mediums. Interessiere ich mich für Beiträge zum selben Thema von mehreren Titel (z. B. „deutsche Mittelstandsexporte nach China“ in Handelsblatt, WiWo und „Markt & Mittelstand“), muss ich Anmeldung und Kauf natürlich einzeln auf jeder Seite wiederholen
  • Gekauft werden müssen in den allermeisten Fällen (mindestens) komplette Ausgaben – statt einzelner Artikel. Häufig ist sogar der Abschluss eines Abos Voraussetzung für den (E-Paper-) Zugang
  • Auch wenn ich bezahle, interessiert sich der Anbieter nicht für meine Interessen und Prioritäten. Ich erhalte kein „Wunschpaket“ geliefert und habe keinen Einfluss auf die Zusammenstellung der Inhalte. Zeitung 1.0 eben – „love it or leave it“.

Genau an diesen Punkten setzt Blendle an und macht es anders:

  • Die Nachrichtenanwendung vereint die digitalen Angebote aller wichtigen niederländischen Tageszeitungen und Magazine unter einem Dach
  • Ich schließe personen- und themenspezifische Abos ab und bezahle für einzelne Artikel
  • Eine umfangreiche Suchfunktion hilft mir zudem, weiteren passenden Content zu finden, der zu meinen Interessen passt
  • Ich erfahre, welche Paycontent-News meine Freunde interessant finden oder erhalte Empfehlungenvon Journalisten, Politikern und weiteren Stakeholdern
  • Für News, die mir nach dem Lesen nicht gefallen, gibt es zurzeit sogar eine „Geld-zurück-Garantie“.

Wie das konkret aussieht, zeigt dieses Video:

 

Ob und wann es Blendle auch in Deutschland gibt? Noch ist nichts offiziell – doch offenbar laufen bereits Gespräche mit deutschen Verlagen …