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Industrie 4.0: Kommunikation für die Werkshalle von morgen

von Oliver Chaudhuri – 05. Mai 2014

 

  • „Industrie 4.0:Erst war es die Dampfmaschine, die die Wirtschaft transformierte, dann das Fließband, anschließend die Elektronik – und nun also die Vernetzung.
  • „Das Internet der Dinge“: Bis 2020, schätzen Experten, sind 50 Milliarden Maschinen, Elektrogeräte und Werkzeuge miteinander vernetzt. „Dann steuert das Werkstück in der Fabrik autonom die nächste freie Maschine an, um bearbeitet zu werden. Dann bemerkt das Windrad von selbst den Verschleiß und bestellt Nachschub. Dann signalisiert der Mähdrescher dem Traktor, dass der Korntank voll ist. Bislang passive Objekte werden zu Akteuren, die sich organisieren, ohne dass ein Mensch eingreift“, sinniert „Der SPIEGEL“.
  • „Big Data“: Daten sind der Rohstoff der modernen Wirtschaft. Der moderne Mensch hat entschieden – er ist bereit, fortlaufend Daten zu produzieren und sie mitzuteilen (von der Payback-Karte bis zum Smartphone). Hieraus lassen sich Prognosen über sein künftiges Verhalten, seine Präferenzen und seine Konsumneigungen erstellen. Unternehmen bietet das erhebliche Potenziale – wenn es ihnen gelingt, die „richtigen“ Schlüsse aus der Datenflut zu ziehen und diese in neue Geschäftsideen und Leistungsangebote „zu übersetzen“.

 

Was bedeutet das für Kommunikatoren in B2B-Unternehmen bzw. bei Anbietern technischer Güter? Was kann die Unternehmenskommunikation tun, um Mitarbeiter und Führungskräfte bei derart komplexen digitalen und strategischen Themen „mitzunehmen“? Wir haben Experten nach ihrer Meinung gefragt:

Das „Internet der Dinge“, die „digitale Transformation“ oder auch „Big Data“ haben sich zu Megatrends in der Wirtschaft gemausert. Trotzdem sind diese Begriffe für viele Menschen noch abstrakt. Wie können sich Unternehmen diesen Themen nähern?

Reiner Knudsen (Senior Managing Consultant Social Business and Smarter Workforce IBM Deutschland): Alle diese Themen sind inhaltlich zu mächtig, als dass sie sich durch „Selbststudium“ erschließen lassen. Professionelle Beratung hilft dabei, die neuen Mechanismen und Zusammenhänge besser zu verstehen und einzuordnen. Man muss sich darüber klar sein, dass bei diesen Themen häufig die „Überschrift“ bleibt – aber sich die eigentlichen Inhalte schnell und dynamisch weiterentwickeln.

Thomas Dörmann (Customer Service Design & Prozessberatung QSC AG): Zum Einstieg gezielt Informationsveranstaltungen besuchen – und bereit sein, sich mit anderen Unternehmen auszutauschen und Best-Practice-Beispiele mitzunehmen. Der Ausstieg aus der kollektiven Betriebsblindheit, zum Beispiel durch die Teilnahme ausgewählter Mitarbeiter und Führungskräfte an einem Barcamp, unterstützt die notwendige digitale Sensibilisierung.

Marco Thelen (Senior Manager Digital & Marketing Accenture): Die Führung eines Unternehmens muss die Beziehungen zu Kunden, Partnern und der Web-Community neu bewerten. Gleichzeitig müssen Silos, die Zusammenarbeit und gemeinsame Nutzung von Daten behindern, abgebaut werden. Nur so kann die Rolle des Unternehmens innerhalb der sich digitalisierenden Industrie neu definiert und Eintrittsbarrieren in angrenzende Industrien abgebaut werden – um neue Wachstumspotentiale zu heben.

Holger Sievert (Prof. für PR und Kommunikationsmanagement MHMK Köln): „Internet of Things“, „Digital Business Transformation“ und „Big Data“ bezeichnen zunächst einmal drei völlig verschiedene Themenfelder – die natürlich zusammenhängen, aber die man nicht einfach so vermischen sollte. Gemeinsam ist allen drei Themen, dass sie einen enormen Innovationsdruck auf Unternehmen bedeuten, denen diese in ihrer internen kommunikativen Aufstellung bisher sehr oft nicht gerecht werden. Wichtig ist es, dies zu erkennen und sich von dort aus solchen Trends zu nähern. Das reine „Bearbeiten“ neuer Themenfelder mit alten Denkweisen bringt wenig.

Welchen Beitrag kann die Unternehmenskommunikation leisten, um das Thema vom „Whitepaper-Niveau“ herunterzuholen und ins Management-Handeln „zu übersetzen“?

Reiner Knudsen (IBM Deutschland): Digitale Transformation & Co. spielt sich nicht „nur“ in der IT ab. Es verändert massiv die gewohnten Arbeitsabläufe und das etablierte Kommunikations- und Kollaborationsverhalten der Menschen – das muss man primär adressieren. Hier gilt es besonders die möglichen Synergien zwischen den „Digital Natives“ (Generation Y) und den „Digital Immigrants“ bzw. den „Silver Surfers“ zu nutzen. Wer digitale Transformation als IT-Thema behandelt, wird nicht erfolgreich sein.

Thomas Dörmann (QSC): Einen zeitgemäßen Kommunikationsplan entwickeln, mit dessen Hilfe Informationen zielgruppengerecht und interaktiv transportiert werden können. Die abteilungsübergreifende Kommunikation und Vernetzung sollte dabei eine große Rolle spielen. Als zentrale Informations- und Kommunikationsplattform ist ein interaktives Intranet eine gute Lösung.

Marco Thelen (Accenture): Auf digitale Innovationen zu reagieren reicht heute nicht mehr aus, um die Marktposition zu sichern. Wettbewerbsvorteile entstehen für die Unternehmen und Kommunikationsabteilungen, denen es gelingt, bestehende Datenbestände zu operationalisieren. Ein wichtiger Aspekt dabei ist die Entwicklung neuer, digitaler Services die konkrete Stakeholder-Bedürfnisse erfüllen und damit eine Ergänzungen des bestehenden Portfolios darstellen. Eine Dekade von neuen Geschäftsmodellen hat bereits eindrucksvoll gezeigt, dass die digitale Welt sich nicht an die Grenzen traditioneller Industrien erinnern darf.

Holger Sievert (MHMK): Die größte Herausforderung ist für mich der erwähnte Innovationsdruck, dem Unternehmen gerecht werden müssen. Es mag überraschend klingend, aber die wichtigste Antwort darauf im Management-Handeln ist meines Erachtens eine bessere interne Kommunikation – sowohl in technischer, vor allem aber in kultureller Hinsicht. Unternehmen brauchen neue Tools wie echte Enterprise Social Networks und dazu passende kulturelle Begleitprogramme, die gemeinsam Veränderungsprozesse hin zu mehr Dialog und Transparenz ermöglichen. Nur so wird ein Unternehmen künftig schnell genug sein.

Fazit: Social Collaboration und Kommunikationslösungen rund um das Thema Enterprise 2.0 sind wichtige Stellschrauben, um neben neuen Formen der Zusammenarbeit auch die Digitalisierung von Geschäftsprozessen aktiv mitzugestalten. Einige Anregungen, wie es Kommunikatoren gelingt, Social Collaboration-Plattformen erfolgreich in ihrem Unternehmen zu etablieren, haben wir in dieser Präsentation für Sie zusammengestellt: