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rpTEN: Heute Virtual Reality, morgen Blockchain

von Attila Söder – 11. Mai 2016

 

Wo Snapchat draufsteht, kommt keiner mehr rein. Das galt zumindest für drei Tage auf der zehnten re:publica in Berlin. Der Zulauf zu den qualitativ durchaus schwankenden Vorträgen und Sessions, bei denen Unternehmen endlich lernen sollten, wie sie den mysteriösen Instant Messaging Service nutzen können, war enorm. Wirklich interessant waren aber andere Themen: Virtual Reality & 360-Grad-Videos zum Beispiel. Oder – das Thema brodelt schon länger, aber wartet noch immer auf seinen Durchbruch – die Blockchain.

 

Neue Möglichkeiten im digitalen Storytelling

Virtual Reality zieht den Zuschauer direkt ins Geschehen und kann stärker als kaum eine andere Erzählform Gefühle auslösen – von Begeisterung bis Beklemmung. Mit dem Cardboard von Google, einer Pappbox, in die man sein Smartphone einschieben kann, um sie dann als Virtual-Reality-Brille zu nutzen, wird das neue digitale Storytelling demokratisiert. Unternehmen wie auch Medienhäuser haben das erkannt und experimentieren bereits mit der neuen Erzählform. Die Berliner Morgenpost mit ihrem 360-Grad-Rundgang durch ein Flüchtlingsheim oder der britische Guardian mit seinem Einzelhaft-Experiment „6x9“ zeigen eindrucksvoll, wie das Erzählen der Zukunft aussehen kann.

Deutsche Unternehmen nutzen Virtual Reality noch vor allem als technische Variation des konventionellen Films (so wie hier). Erzählerischer Mehrwert entsteht jedoch erst dann, wenn die folgenden Kritieren erfüllt werden:

  • Exklusivität: Ein 360-Grad-Video aus einem Auto ist wenig attraktiv. Schließlich kann sich jeder selbst beim Autohändler in einen Wagen setzen und eigene – nicht virtuelle – Erfahrungen machen. Unternehmen sollten daher exklusive Zugänge schaffen und über Virtual Reality Zugang zu Orten schaffen, an die man sonst nicht gelangt (siehe Beispiele oben).
  • Nähe: Virtual Reality sollte Nähe schaffen, auch persönliche Nähe. Google brachte zum Beispiel Nutzer per Virtual Reality direkt zu Barack Obamas und Angela Merkels Rundgang über die Hannover Messe.
  • Transparenz: Virtual Reality ist glaubwürdiger und transparenter als konventionelles Video. Denn der Zuschauer kann überall hinschauen, es gibt keinen blinden Fleck hinter der Kamera mehr. Für überzeugende Virtual Reality Erfahrungen muss der Nutzer die Möglichkeit haben, frei zu navigieren. Rundgänge wie auf Schienen wirken wenig transparent.

Derzeit kommen die stärksten Virtual Reality Erzählformate aus dem Journalismus. Doch die Produktion dieser Filme ist aufwändig und vergleichsweise teuer. Unternehmen sollten lohnenswerte Themen und Geschichten identifizieren, die sie virtuell erzählen können – und dann die Expertise von Vorreiter-Medien wie der Morgenpost nutzen, beispielsweise im Rahmen von Kooperationen (Produktionskostenzuschüsse etc.).

 

Blockchain: Nicht ganz neu, aber auch noch nicht ganz groß

Die interessantesten Sessions fanden abseits der ganz großen Bühnen statt. In kleinen Runden wurde darüber diskutiert, ob es das Auto künftig kostenlos dazu gibt, wenn das Geld vor allem mit begleitenden Dienstleistungen verdient wird (wie beim Handyvertrag). Oder ob man mit einer Roamingplattform die Qualität im öffentlichen Nahverkehr erhöhen kann. Oder wie die Blockchain, die den Austausch von Werten über eine dezentrale Netzwerkstruktur ermöglicht, die Finanzbranche verändert. Und damit auch ihre Kommunikation.

Denn wenn zwei Parteien über die Blockchain künftig Geschäfte direkt miteinander abwickeln können, fällt der Intermediär – momentan noch die Bank – weg. Das hat nicht nur Auswirkungen auf das Geschäftsmodell von Banken, das zu großen Teilen von Provisionen lebt, sondern auch auf ihre Kommunikation. Die Blockchain ersetzt das Vertrauen in den Intermediär (die Bank), durch das Vertrauen in das System (die Blockchain). Worum werben Banken also künftig, wenn nicht mehr um das Vertrauen ihrer Kunden?

 

Dezentrale Unternehmen handeln autonom

Noch radikaler ist das Konzept der dezentralen autonomen Organisationen (DAOs). Denn über die Blockchain können künftig nicht nur Geldtransfers, sondern alle Arten von Geschäftsprozessen abgewickelt werden – bis hin zu den Geschäftsprozessen einer ganzen Organisation. Die dezentrale autonome Organisation wird statt über klassische Hierarchien und zentrale Steuerung über automatisierte Protokolle gesteuert – auf Basis der Blockhain. DAOs treffen Entscheidungen, ohne eine zentrale Instanz (Führung, Management) anfordern zu müssen. Anstelle von Anweisungen und Freigaben treten Algorithmen und fest definierte Protokolle. Wie funktioniert Kommunikation in solchen Unternehmen? Und wie treten sie in den Austausch mit der Außenwelt – mit anderen DAOs, Personen, klassischen Organisationen?

 

Die Themen, die in fünf Jahren akut sein werden

Zugegeben: Diese Fragen wurden auch auf der re:publica noch nicht beantwortet. Doch sie werden sich in den kommenden Jahren immer häufger aufdrängen. Und genau in diesen Momenten war die „rpTEN“ besonders stark. Wenn sie nicht versuchte How-To-Anleitungen für Snapchat zu geben (die bekommt man anderswo besser), sondern sich jenen Themen näherte, die erst in 5 Jahren akut sein werden. Das ist zwar anspruchsvoll und abstrakt, aber anderswo kaum möglich.